Nach zwei Wochen hier mal wieder ein neues Update. Diesmal haben wir es einigermaßen hinbekommen, euch einen Textwall zu ersparen, aber es ist trotzdem kaum zu fassen, wie viel in so wenig Zeit passieren kann.
Nachdem am Freitag unserer letzten Arbeitswoche (dem wir zunächst einen gesamten Blogeintrag widmen wollten*) so gut wie gar nichts geklappt hatte, von platten Reifen auf dem Weg zur Arbeit bis zur kaputten Hydraulik auf dem Traktor war alles dabei, wurde unser Arbeitsvertrag noch einen Tag verlängert, um die restliche Arbeit noch zuende zu bringen. Unser definitiv letzter Tag in der Baumschule begann allerdings ähnlich schlecht, da wir mit Lucille zur Arbeit fahren mussten. Nichts böses ahnend fuhren wir also los, nur um nach zehn Minuten Dampf aus der Motorhaube aufsteigen zu sehen. Unter der Haube entdeckten wir dann schnell ein kleines Loch im Kühlerschlauch, dass wir mit viel Tape vorübergehend reparierten. Vorübergehend heißt hierbei soviel wie: Fünf Minuten später standen wir wieder am Straßenrand und klebten noch mehr Tape über das kleine Loch, das mittlerweile zu einem kleinen Riss geworden war. Im motorschonenden Schneckentempo brachten wir die restlichen fünf Minuten Highway hinter uns und bogen in die Gorton Road ein. Auf einmal blieb Lucille endgültig stehen und ließ sich nicht mehr starten. Besonders beunruhigend waren die Kühlerventilatoren, die plötzlich ansprangen.
Dank zwei freundlicher Kiwis wurden wir dann noch die letzten Meter bis zur Arbeit geschleppt, wo sich unser Supervisor Craig extrem verständnisvoll zeigte. Nach ein paar Stunden war die Arbeit getan und wir mussten nach der Lunchpause die Arbeitsstelle wechseln, das heißt einmal durch Cambridge fahren. Dank Craigs MacGiver-mäßigen Kühlerschlauchflicken kamen wir wieder auf die Straße und die Motorhitze schien Ok, bis auf einmal mit einem lauten Knall erneut Dampf aus der Motorhaube kam. Der Kühlerschlauch hatte einen neuen, handbreiten Riss, der sich nun beim besten Willen nicht mehr wegreden, tapen oder flicken ließ. Also ein zweites Mal abschleppen, diesmal von Craig.
Nachdem wir dann unsere Arbeit endgültig beendet hatten und uns von allen verabschiedet hatten wurden wir zum dritten Mal abgeschleppt, diesmal von Damon und mit fast 100km/h, was genauso gruselig ist, wie es sich anhört.
Zurück in der Gorilla Hut und mit einigen Tagen Zeit versuchten wir noch das Auto mit einem neuen Kühlerschlauch und einer Kühlwasserspülung wieder auf Vordermann zu bringen. Als nichts davon funktionierte warf Damons Kumpel Stuart einen Blick auf den Wagen und gab uns die Schockdiagnose, dass unsere Zylinderkopfdichtung kaputt sei. Geschätzte Reparaturkosten: zwischen 1000$ und 2000$. Da wir für das selbe Geld ein neues Auto hätten kaufen können, war ab diesem Punkt klar, Lucille war Schrott. Stuart fügte noch hinzu, dass sie wahrscheinlich schon immer Schrott gewesen sei und nur temporär zusammengeflickt, als wir sie kauften. Wir waren also übers Ohr gehauen worden.
Wir holten also Angebote bei nahgelegenen Schrotthändlern ein und verkauften das Auto schließlich für das Höchstgebot von 300$ an Damon. Was macht man also, wenn das Auto Schrott ist, für einen Fünftel des Wertes verkauft und jegliche Arbeit Vergangenheit ist? Man sucht nach einem Lichtstrahl am Horizont. In unserem Fall schienen dort zum Glück zwei Sonnen mit Namen Marion und Manon. Erst eine Woche zuvor hatten wir vier beschlossen zusammen zu reisen, etwas spezifischer: Wellington, drei Monate, eine Wohnung! Nach ein paar Internetrecherchen und Telefonaten hatten wir ein sehr günstiges ein Appartment mitten im Herzen von Wellington gefunden, das bis Ende Januar verfügbar ist. Außerdem haben die beiden auch noch ein wunderbares Auto, für das sie auch noch weniger bezahlt hatten als wir. Somit waren wir auch noch weiterhin mobil, und durch ihre psychologische Unterstützung auch schon bald wieder Feierlaune waren.
Am Sonntag war schließlich auch das Finale des Rugby World Cups und die Neuseeländischen All Blacks traten gegen das bereits einmal unterlegene Team aus Frankreich an. Wir wollten nach einer unglaublich frustrierenden Woche endlich wieder mal ein Glückserlebnis und somit gönnten wir uns einen Trip in die Rugby-Hauptstadt Auckland, wo wir nach einem Monat auch unsere Lieblings-Irinen und unseren Mitbackpacker Sören wieder trafen. Mit Millionen anderen enthusiastischen Fans schauten wir uns ein unglaublich brilliantes und spannendes Spiel auf Großleinwand an und konnten Zeuge werden wie die All Blacks Weltmeister im eigenen Land wurden. Dementsprechend überwältigend war auch später die Stimmung auf den Straßen und in den Bars und mit einem Haufen unglaublich cooler Leute hatten wir, wenn nicht sogar die beste Nacht seit unserer Ankunft.
Generell war der Tag sehr awesome, denn noch bevor wir uns nach Auckland aufgemacht hatten, besuchten wir einen Ort, den nicht viele Backpacker in Neuseeland erreichen: Das Radio!
Ja, ihr habt richtig gehört Freunde. Ein paar Tage zuvor hatten wir einen netten Herren in der Stadt getroffen, der uns korrekt als Ausländer identifiziert und von unserer Französisch-Deutschen-Kombination so begeistert war, dass er uns zu seiner Sendung im lokalen Radio einlud, um mit uns über unsere familiären und kulturellen Hintergründe, sowie unseren bisherigen Erlebnisse in Neuseeland zu reden. Nach einem kurzen online Check bezüglich der Authentizität des Senders und seiner Mitarbeiter, hatten wir also am Sonntag eine ganze Stunde im Community Radio Hamilton. Live in einem Studio interviewt zu werden war eine sehr coole Erfahrung, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden.
Somit ist unsere Stimmung heute, trotz des großen finanziellen Verlustes, sehr gut und morgen werden die Gorilla Hut verlassen. Da unser Appartment in Wellington allerdings erst ab dem 5.November verfügbar ist, sind wir leider gezwungen zunächst erstmal zu Reisen. Unser Ziel ist das wunderschöne Northland, wo sich unsere beiden Lieblingsfränzosinnen schon die ein oder andere sehenswerte Landschaft ausgeguckt haben.
Wir hoffen euch von dieser Reise viele tolle Geschichten mit wunderschönen Bildern liefern zu können und das Auto-Dilemma ein für alle mal hinter uns zu lassen.
*Fragt uns wenn wir zurück sind. Die Geschichte ist super :)